Eine niederösterreichische Delegation mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Jochen Danninger an der Spitze absolvierte in den vergangenen Tagen mehrere Arbeitsgespräche und Arbeitsbesuche in der deutschen Bundeshauptstadt Berlin. So stand zunächst ein Besuch der „Falling Walls Lab“-Veranstaltung am Programm, danach folgten mehrere Arbeitsgespräche, u. a. mit Gesundheitsminister Jens Spahn, Verkehrsminister Andreas Scheuer und dem ehemaligen Präsidenten des Bundestages, Wolfgang Schäuble.
Das „Falling Walls Lab“ ist ein hochqualitativer Pitch-Wettbewerb, bei dem Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus aller Welt ihre innovativen Ideen präsentieren – in Bezugnahme auf den Fall der Berliner Mauer ganz nach dem Motto „Which are the next walls to fall?“. Auch zwei junge WissenschafterInnen aus Österreich konnten dabei ihre Projekte vorstellen – beide aus Niederösterreich.
„Wir brauchen die Wissenschaft, um Antworten zu geben auf die Herausforderungen von morgen. Und darum braucht es auch die Kooperation mit der einzigartigen Falling Walls Foundation, die jungen Wissenschaftern die Möglichkeit gibt, innovative Projekte zu präsentieren“, betonte dazu Landeshauptfrau Mikl-Leitner im Zuge des Arbeitsbesuches in Berlin. 27 Forscherinnen und Forscher aus ganz Österreich haben sich beworben. Dass die Wahl auf zwei Niederösterreicher fiel, zeige „die tolle Qualität Niederösterreichs als Wissenschafts- und Forschungsstandort“, so die Landeshauptfrau.
Das internationale Netzwerk der Falling Walls Labs umfasst renommierte akademische Einrichtungen aus über 60 Ländern. So kamen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Pitch-Wettbewerb aus allen Teilen der Erde, von Taiwan und Usbekistan über Togo und Namibia bis nach Mexiko und Bolivien. Aus Österreich angetreten sind schließlich die 39-jährige Daniela Inführ („Agrobiogel“), die ein Granulat entwickelt hat, das Pflanzen vor der Austrocknung schützt und dürre Böden wieder fruchtbarer macht, sowie der 32-jährige Sebastian Vogler („Beetle ForTech“), der mit seinem Forschungsprojekt den Ursprung und die Herkunft von Holz nachvollziehbar machen möchte. Daniela Inführ bezeichnete es als „große Ehre, dass ich hier präsentieren darf“, es sei „sehr spannend, mit so vielen Menschen aus so vielen Ländern zusammenzutreffen“, auch Sebastian Vogler freute sich sehr, „hier meine Firma bei diesem internationalen Wettbewerb präsentieren zu dürfen“. Den Kuratoriumsvorsitz der Falling Walls Foundation führt der vielfach ausgezeichnete Wissenschafter Jürgen Mlynek, der zu der Idee des Falling Walls Lab erläuterte, es gehe hier um „Tage der Inspiration“: „Wer zu uns kommt, der soll nach zwei, drei Tagen wieder inspiriert von hier weggehen. Das zeichnet uns aus, und das ist einmalig, denn hier gibt es nicht nur tolle Vorträge, sondern auch interessante Menschen zum Netzwerken“. Den Netzwerk-Gedanken sprach auch Landesrat Danninger in seiner Stellungnahme an: „Die Falling Walls Foundation ist ein Netzwerk, wo sich die hellsten Köpfe aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammentun“, um wichtige Fragen der Zukunft zu lösen. Dass dabei auch zwei Niederösterreicher dabei seien, mache „stolz“, betonte er: „Unser Ziel ist es, aus dem enormen Potenzial auf unseren Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen auch wirtschaftlichen Mehrwert zu generieren“. Dazu habe man u. a. auch die Initiative „science to business“ entwickelt, so der Landesrat.
Ein weiterer Arbeitsbesuch führte die niederösterreichische Delegation in das 2019 eröffnete „Futurium“, ein modernes Ausstellungsgebäude, das „Museum, Bühne und Forum für offene Fragen der Zukunft“ ist. Mit einer Nutzfläche von rund 8.000 Quadratmetern auf drei Etagen sieht es sich als „Haus der Zukünfte“ und als „Haus der Wissenschaftskommunikation“, wie Direktor Stefan Brandt im Austausch mit der niederösterreichischen Delegation erläuterte. Landeshauptfrau Mikl-Leitner und Landesrat Danninger nutzten den Arbeitsbesuch im „Futurium“ auch dafür, eine Kooperation mit dem im Entstehen befindlichen „Haus der Digitalisierung“ in Tulln anzubahnen. Auch in Niederösterreich stelle man sich den Fragen, wie man in Zukunft leben werde und wie man die Digitalisierung den Bürgern näherbringen sowie für Wirtschaft und Bildung nutzen könne, betonte die Landeshauptfrau in diesem Zusammenhang. Für Landesrat Danninger ist das „Futurium“ „einer der modernsten Ausstellungsorte, die es derzeit gibt“, in Kürze sollen detaillierte Gespräche für eine Zusammenarbeit mit dem Haus der Digitalisierung stattfinden.
Eine zukunftsträchtige Zusammenarbeit soll es auch mit der deutschen Bundesagentur für Sprunginnovation („Sprind“) geben. Die „Sprind“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die besten Innovationen Europas zu finden. Dafür sucht die „Sprind“-Agentur ausgewählte europäische Partner mit ausgezeichneten Zugängen zu Wissenschaft und Forschung sowie zu hochinnovativen Startups. Durch die langjährige Kooperation fiel die Wahl auf die niederösterreichische accent, den niederösterreichischen Venture Capital-Fonds tecnet equity sowie auf das AIT (Austrian Institut für Technology). Die Zusammenarbeit wurde im Zuge des Berlin-Aufenthaltes der niederösterreichischen Delegation offiziell durch Landeshauptfrau Mikl-Leitner, Landesrat Danninger sowie dem Direktor von „Sprind“, Rafael Laguna de la Vera, besiegelt.
Am zweiten Tag ihres Arbeitsaufenthaltes in Berlin traf Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit dem deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn zusammen. Die gemeinsame Abstimmung sei gerade in Pandemie-Zeiten sehr wichtig, betonte die Landeshauptfrau im Zuge des Gespräches mit dem deutschen Gesundheitsminister, und informierte ihn über die aktuelle „2 G“-Regelung in Österreich. Mit dieser seien auch die bestmöglichen Voraussetzungen für den Wintertourismus geschaffen, zeigte sie sich überzeugt.
In der Pandemie habe man gesehen, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei, meinte auch der deutsche Bundesminister in seiner Stellungnahme. Über die Grenzen hinweg beeinflusse die Corona-Lage in Österreich die in Deutschland und umgekehrt, so Spahn: „Das macht die Abstimmung sehr wichtig.“ Es komme nun darauf an, „die Welle zu brechen“, und zwar „gemeinsam“.
Das Thema Digitalisierung stand im Zentrum des Round Table zum Thema „d4agrotech“ im Zuge der „Falling Walls“-Veranstaltung. „d4agrotech“ ist eine Initiative, die das AIT und das Land Niederösterreich gemeinsam gestartet haben und das die umfassende Erhebung und intelligente Analyse von landwirtschaftlichen Daten sowie treffsichere Vorhersagen und maßgeschneiderte Empfehlungen ermöglicht.
Dieses Projekt zeige, wie man den Transfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft und Landwirtschaft schaffen könne, so Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Wir sind gemeinsam auf dem richtigen Weg.“ Niederösterreich habe sich von einem reinen Agrarland zu einem Agrarland, Wirtschaftsland, Kulturland und Wissenschaftsland entwickelt und eine starke Wissenschaftsachse aufgebaut, hob sie hervor.
Niederösterreich und Wien seien „das Gravitationszentrum der Forschung in Österreich“, sagte der AIT-Aufsichtsratsvorsitzende Hannes Androsch. Das AIT mit Sitz in Wien sowie drei Standorten in Niederösterreich (Seibersdorf, Wr. Neustadt und Tulln) wolle mit diesem Projekt „die Macht der Innovation“ verstärken und „Wissenschaft für die Menschen betreiben“, so Androsch.
Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Round Table waren Landesrat Jochen Danninger, der die „science to business“-Initiative des Landes Niederösterreich vorstellte, der Vizerektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien Otto Doblhoff-Dier, Angela Sessitsch vom AIT, Datenexpertein Katinka Wolter, Barbara Diehl von der deutschen „Sprind“-Agentur sowie die beiden Start-up-Vertreter Sebastian Vogler und Patrick Aspermaier.
Am dritten und letzten Tag des Berlin-Aufenthaltes der niederösterreichischen Delegation traf Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit dem deutschen Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, zusammen. „Neue Herausforderungen brauchen neue Antworten“, sprach die Landeshauptfrau in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesminister Scheuer Themenfelder wie Klimawandel, Energiewende, Digitalisierung und die Stärkung des ländlichen Raumes an. Angesichts dieser großen Herausforderungen sei es „wichtig, sich auszutauschen“. Im Bereich der Mobilität wolle Niederösterreich den Öffentlichen Verkehr weiter ausbauen und in den nächsten Jahren rund 1,1 Milliarden Euro investieren, informierte die Landeshauptfrau.
Die Pandemie habe gezeigt, dass sich der ländliche Raum sehr gut entwickle, viele Menschen verspürten den Drang, vom urbanen in den ländlichen Raum zu wechseln, meinte Mikl-Leitner weiters. Dazu brauche es aber auch die entsprechende technische Infrastruktur, verwies sie in diesem Zusammenhang auf die niederösterreichische Breitbandoffensive. Es sei entscheidend, „technologieoffen“ zu sein, betonte sie.
Der ländliche Raum werde an Attraktivität zunehmen, zeigte sich auch Minister Scheuer überzeugt. Die digitale Infrastruktur sei dabei ganz entscheidend, bezeichnete er die niederösterreichische Breitbandoffensive als „einzigartig“. Die Sektoren Energie und Mobilität würden „in Zukunft über den Wohlstand entscheiden“, so Scheuer, der eine „Mobilität der Zukunft“ einforderte: „Die Mobilität wird sich zu mehr Effizienz und Klimaneutralität weiterentwickeln.“
Auch Landesrat Danninger betonte in seiner Stellungnahme die Bedeutung des regelmäßigen Austausches zwischen Deutschland und Österreich. „In Niederösterreich sind wir auf einem sehr guten Weg, was die möglichst flächendeckende Versorgung mit Breitband betrifft“, hielt er fest.
Im Anschluss kam es in der Paritätischen Akademie Berlin zur Unterzeichnung eines „Memorandum of Understanding“ zwischen der Paritätischen Akademie und der Donau-Universität Krems. Zwischen diesen beiden Einrichtungen besteht bereits eine Lehrkooperation, die DUK ist dabei Kooperationspartnerin im Anbieten von Master- und Universitätslehrgängen wie „Management von Sozialeinrichtungen“ und „Social Work“. Die Zusammenarbeit soll nun weiter ausgebaut werden, etwa durch die gemeinsame Entwicklung eines interdisziplinären, interprofessionellen Bachelorprogrammes zu den Themen Gesundheit, Soziales und Pädagogik. Das „Memorandum of Understanding“ wurde nun in Berlin durch die Vizerektorin der Donau-Universität, Viktoria Weber, sowie Gabriele Schlimper und Cengizhan Yüksel von der Paritätischen Akademie Berlin im Beisein von Landeshauptfrau Mikl-Leitner und Landesrat Danninger unterzeichnet.
Im Deutschen Bundestag traf die Landeshauptfrau schließlich mit dem ehemaligen Finanzminister, Innenminister und Bundestags-Präsidenten Wolfgang Schäuble zusammen.
Weitere Bilder
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Jochen Danninger mit den beiden erfolgreichen niederösterreichischen Wissenschaftern Daniela Inführ und Sebastian Vogler.
Beim Ausstellungsrundgang im "Futurium".
Von links nach rechts: Landesrat Jochen Danninger, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Hannes Androsch, Rafael Laguna de la Vera.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Jochen Danninger mit dem deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer.
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