Highlights des Monats
Auf dieser Seite präsentieren wir Ihnen jeden Monat ein neues Objekt aus der NÖ Landesbibliothek.
In Medienbeständen, die der Landesbibliothek von der NÖ Straßenverwaltung vor kurzem übergeben wurden, fand sich ein kleines Büchlein aus dem Jahre 1979.
„Da der Parkplatz gut gelang, man uns dieses Liedchen sang,
tolle Bilder schwarz auf weiß zeigten, was geschah mit Fleiß.
So ein eindrucksvolles Lob kaum jemand je der Straße bot.
Da uns das Lied so sehr gefiel, war dieses Heftchen unser Ziel.
Das nachfolgende Lied und die entsprechenden Illustrationen waren ein eindrucksvolles Erlebnis anläßlich der Besichtigung des Parkplatzes in Melk, am 2. Oktober 1979. Dieses Heft soll der Dank der Straßenverwaltung an das Stift Melk für dieses Lied ausdrücken.“
Soweit die Widmung des Büchleins; auf den nächsten zwei Blättern folgt das „Parkplatz-Lied“, das vom damaligen Prior P. Bruno Brandstetter musikalisch gestaltet wurde; der Text nach einer Idee von P. Bruno Brandstetter stammt von P. Wolfgang Mayrhofer und P. Severin Nowak. Vervollständigt wird das Büchlein durch 11 Illustrationen des Zeichenlehrers Thomas J. Strohmaier. Über den Bibliothekar P. Gottfried Glaßner konnte die Einwilligung aller Beteiligten zu dieser Präsentation eingeholt werden, wofür wir uns herzlich bedanken.
Worum es geht? In den Jahren 1978/1979 wurde der Besucherparkplatz (Stiftsstraße 1, auch: Großer Stiftsparkplatz im Gegensatz zum Kleinen Stiftsparkplatz in der Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1, oder kurz nur: Stiftsparkplatz) errichtet. Sehr wahrscheinlich steht dieses Ereignis in Zusammenhang mit der bevorstehenden Niederösterreichischen Landesausstellung 1980 „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.“ im Stift Melk.
Das Büchlein besitzt doppelten Seltenheitswert: Einerseits ist es zumindest laut KVK - Karlsruher Virtueller Katalog in keiner Bibliothek des D-A-CH-Raumes (außer der Niederösterreichischen Landesbibliothek) nachweisbar, andererseits dürfte es auch sonst kaum Loblieder anlässlich der Errichtung eines Parkplatzes geben. Insofern freut es uns, diese Begebenheit aus der Melker Lokalgeschichte augenzwinkernd in Erinnerung rufen zu können.
Katalogisat des Parkplatz-Liedes mit Wiedergabe des Büchleins (PDF).
Vor kurzem gelangte der Werbeprospekt ‘Tip und Top haben das Wort’ des Schneidermeisters Geller aus Wien IV., Wiedner Hauptstraße 70, in den Besitz der NÖ Landesbibliothek.
Bemerkenswert sind die Werbegrafiken mit den beiden Strichmännchen Tip und Top, die Nähnadeln repräsentieren und jeweils die Modefotografie auf der rechts gegenüberliegenden Seite kommentieren. Die Werbegrafik auf Seite 4 weist die Künstlersignatur “E. Dux” auf. Die Umschlagseite stellt eine Bühne dar, wobei eine Aussparung im Bühnenvorhang den Blick auf die Akteure Tip und Top auf Seite 3 freigibt.
Wegen der Schillingpreise kann der Prospekt nicht vor 1925 entstanden sein; die Telefonnummer ‘B 20-4-28’ spricht für eine Entstehungszeit nicht vor 1928. Der enthaltene Gutschein über 5 Schilling, einzulösen bis 30. Juni 1936, beweist umgekehrt eine Entstehungszeit vor diesem Datum.
Im Findbuch für die Opfer des Nationalsozialismus findet sich unter ‘Bücher, Historische Adressbücher’ das Adressbuch Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft in der 12. Ausgabe von 1938, und darin unter ‘Wien Protokollierte Firmen G-J’ der Eintrag:
‘Geller (Samuel G.), Herrenkleidererzg., IV., Wiedn. Hauptstr. 70’.
Eine Abbildung des Schildes
„Herren-Kleiderhaus Walter Nunnenmacher J. Matula (Vormals Kleider-Geller), Herrenkleider in allen Preislagen, fertig und nach Maß, Wien IV., Wiedner Hauptstr. 70, Fernruf B 20-4-28”
findet sich unter den „arisierten Betrieben“ des 4. Wiener Bezirks Wieden …
Katalogisat mit Wiedergabe des vollständigen Werbepospektes (PDF).
Digitalisierung ist heute in aller Munde, man denke da nur an das “Haus der Digitalisierung”. Als erster Computer gilt die Z3 (oder Zuse Z3), 1941 von Konrad Zuse in Zusammenarbeit mit Helmut Schreyer fertiggestellt.
Groß ist daher die Überraschung, wenn man auf den Begriff “Digitalisierung” bereits im Jahr 1940 stößt. Dieses Fundstück, eine Werbepostkarte der C.F. Boehringer & Söhne GmbH (Boehringer Mannheim) an Sanitätsrat Dr. Franz Brenner in Waidhofen an der Thaya, trägt den Poststempel Mannheim-Waldhof 30.09.1940. Es stammt aus Beständen, die der NÖ Landesbibliothek von der Bezirkshauptmannschaft Waidhofen an der Thaya übergeben wurden. In § 117 Dienstzweige der Dienstpragmatik der Landesbeamten (DPL) 1972 findet sich unter 22. Amtsärztlicher Dienst der Amtstitel “Sanitätsrat”. Man kann daher annehmen, dass Dr. Franz Brenner als Amtsarzt für den Landrat Waidhofen an der Thaya (1939-1945) bzw. für die Bezirkshauptmannschaft Waidhofen an der Thaya (vorher und nachher) tätig war und die Postkarte in seiner dienstlichen Funktion erhalten hat.
Der Begriff “Digitalisierung” steht hier in Zusammenhang mit einem Medikament namens Verodigen. Dessen Wirkstoff gehört zu den Herzglykosiden (Digitalisglykosiden) und findet sich in Arten der Pflanzengattung Fingerhut (Digitalis), woher sich diese Bezeichnung ableitet. Digital erfolgt übrigens auch die Rektaluntersuchung. Zugrunde liegt letztlich das lateinische Wort digitus für Finger oder Zehe; das deutsche Wort Zehe (englisch toe) ist damit wohl urverwandt (indogermanische Wortwurzel *deyḱ- mit der Variante *deyǵ-), vgl. griechisch δείκ-νυμι [deik-nymi]‚ ich ‚zeige‘, lateinisch dic-ere ‚sagen‘, deutsch zeihen, zeigen, Zeichen (englisch token). Zu den Lautentsprechungen d / z bzw. c / h in lateinisch dicere und deutsch zeihen vergleiche auch lateinisch ducere und deutsch ziehen (englisch tie) aus indogermanisch *dewḱ-, lateinisch decem und deutsch zehn (englisch ten) aus indogermanisch *deḱṃ.
Wie kommt es nun zur heutigen Bedeutung von digital und Digitalisierung? Das aus dem Lateinischen entlehnte englische digit bedeutet nicht nur Finger (oder Zehe), sondern, da die Finger zum Zählen benutzt werden, auch Ziffer. Digital meint also ziffernmäßig, man denke an die Digitaluhr mit Zeitanzeige in Ziffern im Gegensatz zur Analoguhr (Zeigeruhr).
Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster, milden Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Oesterreich [„Kirchliche Topografie“]
(Nebehay/Wagner 135, 2. Abt., Bd. 3, Nr. [17]), 10,4 x 14,7 cm (Blatt 12,1 x 15,5 mm).
Beschriftet: Schönbach. Bezeichnet: gz. u. Lith. v. Scheth.
[NÖ Landesbibliothek, Topografische Sammlung, Inventarnummer 6.728]
© K2
In Bildern des frühen 19. Jahrhunderts war die Verbindung von ländlicher Szenerie, Naturschilderung und Ortsansicht keine Seltenheit. Hier überrascht jedoch die Dominanz des landschaftlichen Elements. Angesichts eines Werks, das als „Kirchliche Topografie“ eigentlich die Schönbacher Pfarrkirche in den Mittelpunkt jeder Illustration hätte stellen sollen, wirkt es erstaunlich, dass man das Gotteshaus nur aus einiger Distanz betrachten kann.
Und das ist schade, denn ihre prächtige Innenausstattung aus Gotik und Barock ist bemerkenswert: Allein die drei aus dem Spätmittelalter stammenden Flügelaltäre werten diesen Kirchenbau zu einem besonderen Juwel auf.
Der Künstler entschädigt uns jedoch durch die Möglichkeit, eine „klassische“ Waldviertler Landschaft erblicken zu können: hügelig, bewaldet und mit charakteristischen Granitblöcken bestückt.
Georg Scheth (1808-1840), von Beruf Maler und Lithograf, studierte an der Wiener Kunstakademie; er arbeitete für die „Kirchliche Topographie“ sowie für die in den 1840er-Jahren erschienene Ansichtenfolge „Das pittoreske Österreich“.
Pepi Wagner, 1940 in Wien geboren und 2002 in Mödling verstorben, war Baumeister und Politiker. Von 1981 bis 1995 gehörte der dem Gemeinderat von Mödling an, 1985-1990 bekleidete er das Amt des Vizebürgermeisters von Mödling. Mit seiner “Liste Pepi Wagner” hatte er bei den niederösterreichischen Landtagswahlen 1988 und 1998 keinen zählbaren Erfolg, nach der Landtagswahl 1993 zog er für das Liberale Forum in den Landtag ein und war nach seinem Austritt aus dieser Partei der erste fraktionslose Abgeordnete im Niederösterreichischen Landtag.
Dieser Bierdeckel entstand als Wahlwerbung für die niederösterreichische Landtagswahl 1988 und nimmt Bezug auf die Volksbefragung 1986, bei der eine Mehrheit der Bevölkerung für eine eigene niederösterreichische Landeshauptstadt anstelle von Wien votierte und davon eine relative Mehrheit für St. Pölten als deren Standort eintrat, was natürlich insgesamt keine Bevölkerungsmehrheit für die Landeshauptstadt St. Pölten bedeutete und vor allem von den “Südviertlern”, der Bevölkerung des Industrieviertels, also des südöstlichen Niederösterreich, in punkto Erreichbarkeit als Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Standort Wien oder einem möglichen Standort im Industrieviertel angesehen wurde.
Der originelle Bierdeckel wurde von Reini Buchacher, geboren 1955 in Dellach-Höfling, dem in Mödling und Dellach-Höfling tätigen Maler, Zeichner, Bildhauer und vor allem Karikaturisten, entworfen. Einige Eckpunkte zu seiner Person: 1997 Weltrekord im Schnellkarikieren, 1983-2001 Karikaturist für die Niederösterreichischen Nachrichten, 2001 Kulturpreis der Stadt Baden, 1985 Ausstellung Lulu 85 u.a. gemeinsam mit Franz M. Rinner, dem viel zu früh verstorbenen Autor und ehemaligen Mitarbeiter der Niederösterreichischen Landesbibliothek, 2001 und 2016 Gestaltung der Wahlwerbung für Richard Lugner als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten.
Ein herzliches Dankeschön sagen wir Herrn Buchacher für sein freundliches Entgegenkommen, uns diese Präsentation zu gestatten.
Zur Abwechslung kein Sammlungsobjekt, sondern ein(e) Besucher(in) der Niederösterreichischen Landesbibliothek vom 10. Mai dieses Jahres: ein Wiener Nachtpfauenauge.
Nach über 25 Jahren hat sich die Übersiedlung der Niederösterreichischen Landesbibliothek bis zu diesen Pfauenspinnern herumgesprochen, die uns nun von Wien nach Sankt Pölten gefolgt sind.
Spaß beiseite: Wiener Nachtpfauenauge heißt der mit bis zu 16 cm Flügelspannweite größte europäische Schmetterling (und in Österreich Insekt des Jahres 2000) nur wegen seiner Erstbeschreibung als „Bombyx pyri“ durch Michael Denis und Johann Ignaz Schiffermüller 1775/1776 im Systematischen Verzeichniß der Schmetterlinge der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am K.K. Theresianum. Eigentlich ist der Schmetterling in Nordafrika und Südeuropa heimisch, in Mitteleuropa ist er selten und nur an klimatisch begünstigten Standorten anzutreffen, wie eben vor kurzem am Biotop unserer Hausmauer.
Im Lesesaal der Landesbibliothek stehen zwei Schaufensterpuppen, deren Bekleidung die Außenansicht des Gebäudes der Niederösterreichischen Landesbibliothek widerspiegelt. Bisher war nur bekannt, dass die beiden Kleidermodelle aus einer Modeschule stammen und von der Firma STRABAG bei einer Auktion erworben wurden; am 2. September 2002 wurde eines der beiden Modelle (und zu einem späteren Zeitpunkt auch das andere) der Landesbibliothek übergeben.
Nach über zwanzig Jahren sind nunmehr zwei Blätter mit Skizzen, Beschreibungen, Stoffmustern und den Namen der beiden Schülerinnen aufgetaucht. Bibliothek Modell 1 stammt von Tanja Strobl, Klasse 2M, Bibliothek Modell 2 von Maria Szakats, Klasse 4MD. Es handelt sich um Klassen des zweiten beziehungsweise vierten Jahrgangs der Mode Produkt Mödling im Schuljahr 2001/2002.
Spannend war die Nachforschung, was aus diesen beiden Schülerinnen geworden ist: Maria Szakats, MFA, Jahrgang 1984, ist heute Professorin für Textildesign an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris. Tanja Strobl, 1986 in Mistelbach geboren, hat unter anderem das 2019 erschienene und von Barbara Müller verfasste Kinderbuch „Florian & Florian“ illustriert, welches gleichgeschlechtliche Partnerschaften anhand von Pinguinen thematisiert und via baby-onlineshop.at erhältlich ist.
Auf den Fotos der Übergabe des Modells von Maria Szakats am 2. September 2002 sind die damalige Landeshauptmann-Stellvertreterin Liese Prokop, der damalige Bibliotheksdirektor Dr. Gebhard König, Ing. Helmut Kocevar (STRABAG), DI Peter Höss und Dr. Josef Ladenbauer (beide NÖPLAN) zu sehen. Die Fotos stammen von Johann Pfeiffer (NÖ Landespressedienst).
„Memory“ ist der Markenname eines Legekartenspiels von Ravensburger, das nach ähnlichen Vorbildern 1959 vom Schweizer William Hurter entwickelt worden war. Zahlreiche Spiele dieses Typs werden umgangssprachlich ebenfalls als Memory oder als Memo-Spiel bezeichnet. Zeit Punkt Lesen hat vor kurzem ein solches Memo-Spiel herausgebracht, auf dessen zwanzig Kartenpaaren einmal die schriftsprachliche Bezeichnung und einmal die Dialekt-Bezeichnung die Abbildung erklärt, wodurch eben 20 Dialektwörter erklärt werden –vom Blutzer bis zum Trenzbatterl. Die Idee und die Inhalte stammen von Nicole Malina-Urbanz und Alexandra Marciniak, die Illustrationen von Judith Auer.
Sehr ansprechende Memo-Spiele hat auch das Atelier Brigitte Baldrian in Moorbad Harbach herausgebracht. Je 24 Kartenpaare umfassen die Memo-Spiele „Im Wald“, „Im Naturgarten“, „Am Bauernhof – mit vielen altern Haustierrassen!“, „Heimische Schmetterlinge“ und „Vogelwelt – das superduper Memo-Spiel“. Die Abbildung oben zeigt allerdings das Spiel „Schwarzer Rabe“, eine Abwandlung des Spiels „Schwarzer Peter“ mit dem Motto 15 heimische Tierfamilien (und dem Kolkraben als Schwarzen Raben). Die Kartenpaare bestehen jeweils aus einem adulten Tier und einem Jungtier (oder einer Larve). Brigitte Baldrian, Biologin und gelernte Gärtnerin, zeichnet als Naturmalerin für die Illustrationen all dieser Spiele verantwortlich.
[NÖ Landesbibliothek, Topografische Sammlung, Inventarnummer 336]© K2
Die damals schon überregional bekannte Kurstadt wird hier von Westen aus gesehen – und das ist ungewöhnlich, weil sich Baden auf zeitgenössischen Ansichten meist aus südlicher Richtung oder von der „Bergseite“ aus präsentiert. Etliche Monumentalbauten sind als „Wahrzeichen“ dieses Zentralorts erkennbar, so neben einigen Schlössern die alles überragenden Sakralbauten wie die Stadtpfarrkirche St. Stephan oder die ehemalige Klosterkirche samt ihrer damals noch existenten Nachbarin, der Frauenkirche.
Kompositionell strebte Janscha offenbar einen Ausgleich zwischen gebauter Architektur und Badens landwirtschaftlich genutzter Umgebung an, was den Gepflogenheiten jener Zeit entsprach und zur Konstruktion einer einschlägig bestückten Vordergrundbühne verlockte.
Als ungewöhnlich mag man empfinden, dass diejenigen Bauten im Gewirr der Häuser verschwinden, die das eigentlich Prominente an Baden ausmachten: die Bäder bzw. sonstigen Kur-Einrichtungen. So gesehen, wird die Stadt dessen beraubt, was sie bereits seit dem 17. Jahrhundert für das Publikum wie für Bildschöpfungen attraktiv gemacht hat.
An diesem Punkt darf man allerdings nicht vergessen, dass unsere beiden Künstler für dieselbe Ansichtenfolge eine eigene Ansicht des Ursprungs- bzw. Theresienbads geschaffen und somit ein weiteres wertvolles Bildzeugnis von Badens unverwechselbarer Topografie vor dem großen Stadtbrand von 1812 hinterlassen haben.
Die hier deklarierten Künstler bildeten zu ihrer Zeit ein bewährtes Duo. Während Lorenz Janscha (1749-1812) die Vorlagen lieferte, wurden sie von Johann Ziegler (1749-1802) in Kupfer radiert und in einer umfangreichen Bildfolge zusammengefasst. Deren großformatige, durch Kolorit besonders gefällige Radierungen standen in mancher Hinsicht an einer Zeitenwende und läuteten gemeinsam mit anderen ihrer Art die Epoche des Biedermeier ein.
Beschriftet: Krems Bezeichnet: Walter Prinzl.
[NÖ Landesbibliothek, Topografische Sammlung, Inventarnummer 22.551]
Walter Prinzl setzte sich intensiv mit der Ätztechnik auseinander und schuf auf diese Weise viele interessante Arbeiten. Im Zentrum dieses Blatts stehen zwei Kremser Wahrzeichen: Piaristen- bzw. Pfarrkirche. Die beiden Gotteshäuser mit ihren markanten Türmen werden aus nordwestlicher Richtung gesehen und verschmelzen scheinbar mit den sie flankierenden Häusern und der in sie fast hineinwuchernden Vegetation. Bemerkenswert ist das herbstliche Kolorit des Laubs an den bereits schütter werdenden Bäumen; die Architekturdarstellung mutiert fast zur Naturstudie.
Walter Prinzl (1891-1937) wirkte als Holzschneider und Radierer in Melk. Ausgebildet an der Wiener Kunstakademie sowie an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, spezialisierte er sich auf Wachau-Motive.
Herbstzeit ist Weinlesezeit, und Niederösterreich ist ein Weinland – da liegt es nahe, einige bildliche Darstellungen aus dem Fundus der NÖ Landesbibliothek zum Thema Weinlese in Niederösterreich vorzustellen:
Vom Landschaftsmaler und Mitbegründer des Wachauer Künsterbundes Karl Vikas, 1875 in Ternitz geboren und 1934 in Krems an der Donau verstorben, einem in Mautern tätigen Schüler von Hugo Darnaut, stammt die Darstellung der Weinlese in Mautern.
Der Maler und Illustrator Alois Greil, 1841 in Linz geboren und 1902 in Wien verstorben, zeichnet wiederum für die Abbildung eines Weinlesezuges in Klosterneuburg verantwortlich, die im sogenannten „Kronprinzenwerk“ erschienen ist. Der Holzstich stammt von Friedrich Weigand, 1842 in Wien geboren und 1913 in Stuttgart verstorben, der um 1890 im Xylographischen Atelier der K.K. Hof- und Staatsdruckerei tätig war und Holzstiche nach verschiedenen Künstlern für das „Kronprinzenwerk“ ausführte.
Die NÖ Landesbibliothek kann auch mit einigen Ansichtskarten zum Thema Weinlese aufwarten: Der Fotograf Franz Flamm (1890-1932), bis 1920 in Innsbruck und später in Spitz tätig, zeigt die Weinlese in der Wachau, wie auch Josef (Matthias) Zipperle, 1869 in Rattenberg geboren und 1937 in Krems an der Donau verstorben. Aus dem Verlag von Vinzenz Höfinger (1854-1936) in St. Pölten stammt die Darstellung der Weinlese in Traismauer. Das Weinviertel ist schließlich durch Unterstinkenbrunn vertreten, das vom Wiener Ansichtskartenmaler und Verleger Josef Prokopp (1872-1952) vorgestellt wird.
Und nun steht der Weintaufe nichts mehr entgegen – Prost!
[NÖ Landesbibliothek, Topografische Sammlung, Inventarnummer 28.431]
Pichler zeigt Schloss Purgstall von dessen wohl romantischster Seite aus: Wir sehen den Durchfahrtsbau im Nordwesten mit der Brücke über den Feichsenbach. Dies stellt nun nicht das gängigste Purgstall-Motiv dar, ist doch von Künstlern sonst eher der Schlosshof mit der gotischen Kapelle verewigt worden. Pichler hingegen ging motivlich eigene Wege.
Rudolf Pichler (1874-1950) war studierter Architekt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit, welche ihn bis 1923 auf den Posten eines für Heimatschutz zuständigen Ministerialrats führte, betrieb er das Handwerk eines Malers und Zeichners. Von diesem schönen Hobby legen heute zahlreiche in der Topografischen Sammlung der NÖ Landesbibliothek aufbewahrte Blätter Zeugnis ab.
Genau die erwähnten Tätigkeiten sind es, die den Reiz von Pichlers Persönlichkeit konstituieren: Würde man von einem „Denkmalpfleger“ wohl eher streng dokumentarische Bilder erwarten, sieht man sich hier einem klar ästhetisch gestalteten Baudetail gegenüber. Dieses besticht zudem weniger durch seine Formgebung als durch das Ineinanderwirken von gebauter Architektur und üppig wuchernder Vegetation. Diese scheint den Portalbau zu überlagern, ja zu verunklären; das geneigte Publikum bedarf jedenfalls einiger Kenntnis, um das Objekt zu identifizieren.
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