Auswahl der vordringlichsten Maßnahmen (Methode Risikoanalyse)
In Niederösterreich wurde in einem ersten Schritt der Managementplanung zur Ermittlung der wichtigsten Managementmaßnahmen eine Risikoanalyse für sämtliche Natura 2000-Gebiete durchgeführt.
Aufgabe der Risikoanalyse ist die Abstufung von Dringlichkeiten in Hinblick auf die Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes der Schutzobjekte. Dabei wurde das Risiko einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes anhand der Empfindlichkeit der Schutzobjekte selbst und in Verbindung mit der Nutzung ihrer Lebensräume beurteilt, sowie nach Dringlichkeiten gereiht.
Ermittlung von Schwerpunktprojekten
Im Rahmen der Verwaltung der Gebiete sollen mit Hilfe der Risikoanalyse zielgerichtet jene Maßnahmen gesetzt werden, die jedenfalls notwendig sind, um Verschlechterungen des Erhaltungszustandes entgegenzuwirken. Besonders gut eignet sich dafür die Methodik der die prozessorientierten Risikoanalyse für Großschutzgebiete bzw. für Gebiete mit schlechter Datenlage. Sie filtert vor allem jene Bereiche heraus, in denen der Managementbedarf am höchsten und dringlichsten ist. Die verfügbaren Mittel können zuerst dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten nötig sind.
In diesem Rahmen wurde vorerst besonderes Augenmerk auf Risikofaktoren aus dem Bereich der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung (Grünlandumbruch, Verbrachung, Fremdbaumartenbeimischung) gelegt. Darüber hinaus sollen weitere spezielle Risikobereiche, die nicht unmittelbar durch Rechtsakte des NÖ NSchG 2000 bzw. des NÖ ROG 1976 angesprochen werden können (etwa der touristische Bereich), folgen.
Die Maßnahmen werden in Form von Schwerpunktprojekten bzw. -maßnahmen umgesetzt.
Zusätzlich werden laufend weitere Schwerpunktmaßnahmen bzw. -projekte identifiziert.
Methodik
Die Methodik der Natura 2000-Risikoanalyse orientiert sich an der weiterentwickelten ökologischen Risikoanalyse im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (siehe dazu auch Fürst & Scholles 1995).
Es werden drei Faktoren
- Empfindlichkeit
- Nutzungsintensität
- Eintrittswahrscheinlichkeit
durch Expertengruppen klassifiziert und zur Beurteilung des Risikos miteinander verschnitten.
Die Empfindlichkeit von Schutzobjekten gegenüber den diffusen Nutzungen wird anhand der Angaben in den Standarddatenbögen und lokaler Gebietskenntnisse von Naturschutz- bzw. Artenschutzexperten festgelegt. Analog dazu erfolgt die Erarbeitung der Nutzungsintensität durch gebietskundige Personen.
Diese Expertengruppen legen in Zusammenarbeit mit der Landesverwaltung die Faktoren zur Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit fest.
Das Risiko einer Verschlechterung ergibt sich aus der Kombination der drei Faktoren und wird in folgenden Risikostufen nach einem Ampelsystem (rot-gelb-grün) dargestellt:
- Rote Risikostufe - hohes Risiko einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes für ein Schutzobjekt durch eine bestimmte Nutzung, daher hohes Vertragsverletzungsrisiko -> Konzeption eines Schwerpunktprojektes wird empfohlen
- Gelbe Risikostufe - mäßiges Risiko einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes für ein Schutzobjekt durch eine bestimmte Nutzung, daher mäßiges Vertragsverletzungsrisiko -> die regelmäßige Beobachtung der Situation wird empfohlen
- Grüne Risikostufe - derzeit kein Risiko einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes für ein Schutzobjekt durch eine bestimmte Nutzung, daher derzeit kein Vertragsverletzungsrisiko -> im Falle einer Veränderung der Rahmenbedingungen wird die neuerliche Durchführung der Risikoanalyse empfohlen
- In den Übergangsbereichen ist eine Fall zu Fall-Beurteilung notwendig, ob das Schutzobjekt der jeweils höheren Risikostufe zugeordnet werden soll
Abschließend werden mehrere Schwerpunktprojekte bzw. -maßnahmen vorgeschlagen, die in den Managementplänen der Natura 2000-Gebiete vorgestellt werden.
Ihre Kontaktstelle des Landes für Natura 2000
Abteilung Naturschutz Landhausplatz 1, Haus 16 3109 St. Pölten E-Mail: post.ru5@noel.gv.at
Tel: 02742 / 9005 - 15237
Fax: 02742 / 9005 - 15220